In einem Traum kann das Kind die Zeit anhalten und die Welt erkunden
Es war einmal ein Mädchen namens Lina, die sich immer wünschte, mehr Zeit zu haben. Alles ging ihr im Alltag einfach viel zu schnell: das Frühstück am Morgen, der Unterricht in der Schule, das Spielen mit ihren Freunden, sogar der Sand in der Sanduhr verlief einfach immer im gleichen Tempo.
Eines Nachts träumte Lina, dass sie die Zeit anhalten konnte. Mit nur einem Gedanken stoppte sie die Uhr im Zimmer an der Wand. Die Zeiger standen reglos still, und auch die Katze lag wie eine Statue auf dem Teppich. Lina war überwältigt!
Neugierig schlüpfte sie aus dem Fenster und trat in die festgefrorene Nacht. Die Stadt war wie ein riesiges stilles Bild: Autos mitten auf der Straße, Menschen in Posen festgehalten, sogar der Rauch aus dem Fabrikschornstein hing regungslos in der Luft.
Lina erkundete die schlafende Stadt. Sie lief auf dem stillen Fluss, ohne nass zu werden, balancierte auf den eingefrorenen Zahnrädern der Kirchturmuhr und flog, indem sie einfach an die Wolken dachte, die sanft durch die Luft schwebten. Überall beobachtete sie die Menschen: den Bäcker, der mitten im Brotbacken innehielt, die Sängerin, die ihre letzte Note festhielt, den Jungen, der gerade seiner Spielfigur in die Luft sprang.
Obwohl es schön war, die Welt so still zu erleben, wurde Lina langsam auch etwas einsam. Fehlte da nicht etwas? Sie erinnerte sich, wie sie mit ihren Freunden im Park lachte, wie ihre Oma ihr Gute-Nacht-Geschichten erzählte, wie sich der Wind in ihren Haaren beim Radfahren anfühlte.
Plötzlich vermisste sie die Zeit sogar ein bisschen. Mit einem Lächeln hob sie die Hand und bewegte sie langsam im Kreis. Langsam begannen sich die Uhren zu drehen, der Rauch stieg vom Schornstein auf, und die Stadt erwachte langsam wieder zum Leben.
Als Lina am nächsten Morgen erwachte, erinnerte sie sich an ihren Traum. Sie lächelte und erkannte, dass Zeit zwar wertvoll war, aber auch das Erleben, Lachen und Teilen mit anderen sie zu etwas Besonderem machte. Ab jetzt wollte sie die Zeit nicht mehr anhalten, sondern sie bewusst mit den Menschen genießen, die sie liebte.
Und so machte sie sich voller Tatendrang auf den Tag, bereit jeden Moment, auch den vergänglichen, in vollen Zügen auszukosten. Denn schließlich war genau das die wahre Magie der Zeit: das Leben in ihrer schönsten und lebendigsten Form zu erleben.
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